Frequenzen beschneiden

  • Hallo Forum,
    hier eine (möglicherweise blöde) Frage: Ich schlage mich immer noch mit den spitzen scharfen Tönen meines Kempers in Verbindung mit
    einer Yamaha DXR12 herum. Deshalb mal eine grundsätzliche Überlegung:
    Die Frequenzbereiche liegen bei den einzelnen Komponenten ca bei:
    Gitarre: 80 - 1400 Hz
    Celestion Vintage 30: 70 - 5000 Hz
    Yamaha DXR12: 52 - 20000 Hz
    Klingt die Yamaha vielleicht deshalb so scharf, weil sie noch ganz hohe Töne wiedergeben kann? Wenn ja, woher kommen diese Töne?
    Am höchsten Bund der hohen E-Saite werden 1400 Hz produziert. Kommen da noch irgendwelche Obertöne dazu, die die Yamaha
    wiedergeben kann, die Celestion Speaker jedoch nicht?
    Und falls das so ist, ist es dann nicht sinnvoll mittels Kemper-EQ diese Frequenzen oberhalb ca. 5000 Hz abzuschneiden, damit es
    wieder klingt, wie eine normale Gitarrenbox und nicht wie ein Eierschneider?
    Danke und Gruß
    Harald

  • Und falls das so ist, ist es dann nicht sinnvoll mittels Kemper-EQ diese Frequenzen oberhalb ca. 5000 Hz abzuschneiden, damit es
    wieder klingt, wie eine normale Gitarrenbox und nicht wie ein Eierschneider?


    Gitarrenboxen schneiden üblicherweise hohe Frequenzen ab und fetten die Mitten etwas auf.
    Dies sollte beim Kemper die CAB-Simulation machen. Die Yamaha Box sollte eigentlich nur ein Signal mit Boxensimulation erreichen

  • Die auf den Webseiten der Hersteller verfügbaren Frequenzgänge veranschaulichen den Unterschied recht gut:
    die Yamaha DXR12 hat im Bereich von 70 Hz bis 20 kHz eine halbwegs lineare Wiedergabe. Beim Celestion Vintage 30 ist das anders, die Lautstärke fällt bei Frequenzen unter ca. 100 Hz bzw. oberhalb ca. 5 kHz deutlich ab. Die DXR12 klingt daher bei gleichem Eingangssignal wesentlich "schärfer".


    Yamaha DXR12
    [Blocked Image: http://up.picr.de/24609360nu.jpg]


    Celestion Vintage 30
    [Blocked Image: http://up.picr.de/24609359we.gif]


    Bei anderen, speziell für die Verwendung an Gitarrenverstärkern vorgesehenen Lautsprechern sieht das ähnlich aus. Das Gehäuse der Gitarrenbox hat selbstverständlich ebenfalls Einfluss auf den Frequenzgang. Mit was für einem Gehäuse der Frequenzgang des Vintage 30 gemessen wurde, ist auf der Celestion-Webseite nicht angegeben, aber das spielt bei diesem Vergleich eine untergeordnete Rolle, denn der grundsätzliche nicht-lineare Charakter des Lautsprechers bleibt in jedem Fall erhalten.

  • Das heißt meine Theorie ist nicht so verkehrt. Aber nützt nichts, weil Sharry sagt:
    "Dies sollte beim Kemper die CAB-Simulation machen. Die Yamaha Box sollte eigentlich nur ein Signal mit Boxensimulation erreichen".
    Das klingt auch irgendwie logisch, oder?

  • Ja, die Aussage von Sharry ist korrekt: die (relativ) lineare Yamaha DRX12 soll das von der Kemper Cab-Simulation "verbogene" Signal bekommen, dessen Frequenzverlauf dann dem des Celestion Vintage 30 ähnelt.


    Ich benutze häufig die Speaker Impulse Responses von "Redwirez", in dem kostenlosen Library "Marshall 1960A / Celestion G12M-25" sind einige sehr brauchbare Responses dabei. Meine Favoriten aus diesem Library sind das Beyerdynamic M160, Shure SM 57 und Heil PR30 in den Positionen CapEdge 3" bzw. 4". Einfach ausprobieren...


    http://www.redwirez.com/free1960g12m25s.jsp

  • @Sergeant_Pepper:
    Den Filter im X-slot habe ich mal ausprobiert und das hilft ein wenig. Aber alle Rigs damit auszurüsten ist natürlich aufwändig.
    Dann würde ich lieber den Output EQ bemühen.


    120dBRockNRoll:
    Danke für die Grafiken. Schön das mal schwarz auf weiß zu sehen. Ich denke ich werde mal andere Cabs und wie du richtig
    sagst auch andere Mic-Situationen probieren.

  • Eigentlich klingt die DXR12 gar nicht übermässig spitz. Vielleicht nutzt du die falschen Profile, oder du befindest ggf. in deiner Bandsituation in einem typischen Proberaum "Mittenbrei".


    Das grundsätzliche Wiedergabeverhalten der DXR kannst du ja super testen indem du deine Lieblings Referenz CDs darüber laut abhörst. Sofern der Klang hier nicht zu spitz erscheint, sind die DXRs auch nicht das Problem. Als nächsten Schritt würde ich dann wieder Referenz Gitarren Sounds abspielen und deine eigenen Rigs dagegen. Wenn die tonale Balance hier auch stimmt, dann liegt es an der Bandsituation. Besonders ein akustisches Schlagzeug erzeugt einen wirklich abartigen Mittenbrei, dem man man nur selber mit einem möglichst mittigen Sound entgegensteuern kann.


    Ich hatte das gleiche Problem in meiner aktuellen Band. Dort waren die DXR12 bei den ersten Proben fürchterlich, während der andere Gitarrist über eine traditionelle Gitarrenbox wirklich gut klang. Als der Drummer dann auf ein perfekt klingendes und tonal ausbalanciertes EDrum gewechselt hat, waren die DXR12 plötzlich perfekt und die Gitarrenbox klang schrecklich. Es kommt immer sehr auf den Kontext mit den anderen Intrumenten an. Ggf. würde ich mir für den Proberaum Presets für den Output EQ machen.

  • Es kommt immer sehr auf den Kontext mit den anderen Intrumenten an.


    Gerade Till ((tylerhb) hat eine Menge Cab-Simulationen gemacht und bietet diese auch auf seiner Homepage an. Es gibt auch ein Gratispaket, dass es auch schon ganz in sich hat. :)

  • Wie gesagt, ich werde noch mal in den Cab-Simulationen wühlen aber ich habe einige verschiedene ja schon getestet
    und meist mit dem gleichen Ergebnis (auch die Kemper eigenen).
    Es kann doch nicht sein, dass die alle Schrott sind.
    Das mit dem Bandkontext stimmt natürlich auch. Aber wenn ich ohne Band spiele ist es mir auch zu scharf.
    Irgenwie muss es eine andere Ursache oder Fehler meinerseits geben.

  • Irgenwie muss es eine andere Ursache oder Fehler meinerseits geben.


    Ich hatte am Anfang auch so meine Probleme. Derart klar definierten und dabei so vielfältigen Sound war ich nicht gewohnt.
    Erst die ersten Proben mit der Band in einem großen Saal bei GIG-Lautstärke brachten mir einige AHA-Erlebnisse. Wichtig war mir und den anderen dabei der Sound über die PA. (Ich habe für die Gitarre einen kleinen aktiven Monitor)
    Zunächst war es meine Gitarre (Strat mit Häussel-Pickups), die ich zunächst in den Höhen etwas beschneiden wollte aber dann doch den Weg der Mittenanhebung bei reduzierter Lautstärke gewählt habe. (Bass habe ich auch etwas reduziert). Wir haben uns auch den Mix der Instrumente ein wenig angeschaut, um zu sehen, ob wir da was verbessern können. (Klangregelung Bass. Positionierung Mikro bei Drum etc., Drum-Felle stimmen) )
    Es waren dann auch meine Ohren, die sich an die geänderten Verhältnisse letztlich gewohnt haben. Den Sound über die PA finde ich jetzt ziemlich OK.
    Für den Monitorsound werde ich mir wohl eine bessere Box zulegen müssen, bin aber auch nicht so empfindlich, wenn der Sound über Monitor nicht so perfekt ist. Hauptsache ich höre einigermaßen, was ich wie spiele.
    Langer Rede kurzer Sinn. Erst im Bandkontex kannst du wirklich etwas aussagen. Und was mit der Band gut klingt, klingt alleine oft eher etwas spitz oder hohl.


    PS: Die hohen Frequenzen brauchst du für Öbertöne, und Einschwingtöne. Die machen erst das Salz in der Klangsuppe aus. :rolleyes:

  • Es ist sowohl allein UND im Bandkontext spitz. Und die Bandkollegen sagen es auch. Es ist also nicht
    nur meine subjektive Meinung.
    Natürlich ist es zum Teil ja auch meine Strat aber die habe ich ja sonst auch gespielt. Ich denke ich hole mal
    das alte Röhrenzeug aus dem Keller, schließe noch eine 4 x 12 an und vergleiche mit A-B-Schalter.

  • der Unterschied hier ist, das eine Gitarrenbox sehr gerichtet abstrahlt. Meistens befindet man sich nicht direkt davor, sondern seitlich versetzt (schon mal weniger Höhen) und dann strahlen die Lautsprecher auch eher auf Beinhöhe ab.
    Knie dich mal vor eine Gitarrenbox und du wirst hören wie viele Höhen da eigentlich rüberkommen.


    sog, FRFR Boxen strahlen nun aber wesentlich gleichmäßiger ab, d.h. der Konus in dem das Signal samt aller Höhen rüberkommt ist wesentlich größer. Ich würde am Main Output EQ oder am Monitor EQ (je nachdem) jeweils mal Treble und Presence runterdrehen und hören was sich da besser macht.


    D-Contour an der DXR12 ist 'off'?

  • Es ist sowohl allein UND im Bandkontext spitz. Und die Bandkollegen sagen es auch. Es ist also nicht
    nur meine subjektive Meinung.
    Natürlich ist es zum Teil ja auch meine Strat aber die habe ich ja sonst auch gespielt. Ich denke ich hole mal
    das alte Röhrenzeug aus dem Keller, schließe noch eine 4 x 12 an und vergleiche mit A-B-Schalter.


    Hab im laufe der Zeit festgestellt das man den Eierschneider gut eingedämmt bekommt wenn man z. B. in slot x den Studio EQ einsetzt und den 2000 bis 2300 Hz Bereich so bis 3 oder 4 db absenkt. Auf der letzen Seite begrenze ich teilweise auch die Höhen und dreh da runter auf 6000 bis 7000 Hz.
    Probier mal aus und melde Resultat. Da ich auch auf die scoopi Sounds von Petrucci stehe nehme ich bei der zweiten Einstellmöglichkeit des Studio eq auch gerne mal den 650 hz Bereich zusätzlich runter bis es für mich gut klingt.
    Gruß
    Frank

  • DonPetersen: D-Contour und HPF ist off. Main Out Klangregelung ist sicher die einfachste Lösung.


    Eltzejupp: X-Slot Studio EQ habe ich probiert. Das hilft auch (aber auch nicht besser als der Main-Out EQ) und alle Rigs
    neu einzustellen ist mir zu aufwändig und zu gefährlich wenn ich dann mal auf Humbucker wechsle.

  • If it sounds good, it is good. If it sounds shit, it is shit. ... Nach dem Motto: Was spricht dagegen, mit einem High- und Low-Pass-Filter die Frequenzen so zu begrenzen, wie dein Ohr es möchte? Und selbst wenn es kein anderer so macht (was ich bezweifele), vielleicht setzt du ja dann neue Standards?