• Hallo alle,
    ich habe mir gerade die Musikmesse App und die Prolight App aufs Handy geladen und wollte mal checken auf welchem Stand (Halle) Kemper ist.
    Die Messe wurde ja mal wieder etwas umstrukturiert.


    Jedenfalls finde ich nicht Kemper im Ausstellerverzeichnis.
    Hat jemand Infos zur Musikmesse Frankfurt 2018 ?!


    Liebe Grüße


    PS:
    der Captcha funktioniert nicht immer ...

  • Ich fürchte, dass wir uns langsam an die Idee gewöhnen müssen, dass die Musikmesse mal interessant war.
    Innerhalb von 4 Jahren ist die Besucherzahl trotz der Öffnung für alle Besucher an allen Tagen (seit 2016) um 1/3 geschrumpft (47600 Besucher).
    Das selbe Bild ergibt sich aus der Ausstellerzahl (reine Musikmesse-Aussteller): Von rund 1500 Ausstellern im Jahr 2012 ging es bis 2017 um 41,5% abwärts (900 Austeller in 2017).
    Erschwerend kommt dazu, dass viele namhafte Firmen schon frühzeitig bzw. sogar schon in den Vorjahren nicht mehr auf der Musikmesse präsent waren.


    Ein beträchtlicher Teil der verbliebenen Aussteller sind chinesische Firmen, die sicherlich ausgesprochen interessiert sind am Absatzmarkt Europa.
    Mein ganz persönliches Highlight aus China ist übrigens der Klavierhersteller "Sterinborgh", der sich nicht nur der Lyra von Steinway bedient, sondern auch gerne von "Sterinborgh & Sons" Gebrauch macht. :D


    Um ehrlich zu sein, ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass die Musikmesse noch den 40. Geburtstag feiern wird.
    Nur mal so zum Vergleich, die Frankfurter Buchmesse hat gut 7000 Aussteller und ziemlich konstant zwischen 280000 und 290000 Besucher.

  • Wer sollte da auch hinfahren? Die Musikalien-Händler sterben zunehmend aus. Und das auch in größeren Orten.
    Die Kaufentscheidung des Endkunden läuft zunehmend im Netz. Und dann bleiben nur noch 3, 4 große Läden über.
    Früher lief die Entscheidung immer über den Handel am Ort oder Nachbarort.

  • Ich war vorletzes Jahr das letzte Mal da. Highlight war, das ich mich mit Guido Bungenstock getroffen hab. Die Ausstellung war mehr als mager.


    Das Bier war lecker...und die Session am Abend war cool

  • Die Musikalien-Händler sterben zunehmend aus

    Das ist sicher eine der Hauptursachen, es gibt immer weniger "kleine, lokale" Händler die sich früher gerne auf einer Messe umgeschaut haben und dort ihr Produktsortiment geplant haben ... Außerdem die Tatsache, dass ein Hersteller für die Vermarktung eines Produktes nicht mehr gleichermaßen auf die Präsenz in der Print-Fachpresse angewiesen ist wie das sicherlich in Zeiten vor Youtube, Twitter, Instagram und Facebook noch nötig war um breite Aufmerksamkeit zu erzeugen.


    Übrigens, noch ein kurzes Wort zum Thema "kleine, lokale" Händler. Natürlich war es schön, ganz in der Nähe einen Händler des (hoffentlich) Vertrauens zu haben, als es die großen Retailer noch nicht gab. Aber richtig glücklich hat das auch früher niemanden gemacht, da zwangsläufig das Sortiment ausgesprochen begrenzt war. Selbst gedruckte Kataloge waren früher bestgehütete Schätze. Wenn man etwas bestellen wollte, dann konnte das durchaus auch Monate dauern. Die Vorfreude war dann zwar bestens gepflegt, aber nicht immer hat sich dann auch das erträumte Produkt als Traum herausgestellt, wenn man es denn endlich in Händen hielt. Heute kann man mal einen schicken Wochenendausflug machen zu einem der großen Retailer und dann vor Ort auch ein wesentlich größeres Sortiment "hands on" erkunden. Das ist schon ausgesprochener Luxus, von dem wir älteren Lebensformen früher nur träumen konnten. :)


    Zurück zum Thema Musikmesse:
    Natürlich gilt es für einen neuen Hersteller am Markt, Vertriebswege zu erschließen. Und eine Fachmesse war (und ist vielleicht auch noch) der beste Einstieg in einen Markt, wenn man es schafft im Vorfeld und auf dem Messeparkett selbst ausreichend Wind zu erzeugen. Wenn man aber mal zu den etablierten und weitläufig bekannten und gefragten Herstellern gehört, dann lässt der Initialdruck gewaltig nach. An einem bestimmten Punkt wird aus einem "Wollt ihr nicht vielleicht unser Produkt X vertreiben?" ein "Können wir nicht auch euer Produkt X vertreiben?". Erfolg macht sexy und Retailer wollen an sexy Produkten partizipieren. :)

  • Für mich ist die Messe mittlerweile nur noch eins, nämlich uninteressant.
    Ich erinnere mich gerne an meinen ersten Besuch Mitte/Ende der Achtziger.
    Das war damals natürlich etwas ganz anderes.
    Vor 2 oder 3 Jahren war ich das letzte Mal dort, da war Fender (oder Gibson???) schon nicht mehr dabei.
    Der Eintritt war teuer, gemessen an dem, was geboten wurde.
    Zeitverschwendung. Da bringt mir ein Tag vor meinem Kemper mehr.

  • Für mich persönlich ist die Sache ganz klar.Ich versuche da ehrlich zu mir selber zu sein..



    Quote

    Die Kaufentscheidung des Endkunden läuft zunehmend im Netz.


    Klar ist das eine gewichtige Ursache aber wieso laufen bei oben erwähnter Buchmesse so viele Besucher hin?IT-Messe?Massen..Ist es einfacher eine E-Gitarre zu bestellen als ein Buch oder ein Smartphone?So einfach ist das also nicht.


    Rockmusik wird bald (wenn es nicht schon so weit ist) so ein "Nischenprodukt" sein wie Klassik oder Jazz.
    Bin Ich da zu pessimistisch?Hmm..Ich hoffe das.Aber die Tatsache das da keine "wirklichen Gitarrenhelden" mehr nach kommen und die Youtube-Kids immer noch auf Solos der 80er Gitarrenheroes rumreiten sagt doch einiges aus.


    Hab` irgendwo gelesen das da mehr Ukulelen verkauft werden als Gitarren.Taylor Swift soll mittlerweile mehr Kids zum "Gitarrespielen animieren" als Van Halen.So sieht es aus..das "Hören" an sich hat sich verändert.30 Jahre heftigste Bässe (aus Gangsta,Techno,House und diverse MetalHardcore-Musikrichtungen) haben sich auf das Musikverhalten der Kids ausgewirkt.Meiner Meinung nach nicht positiv.


    Aber darf man das heute überhaupt sagen ohne "politisch unkorrekt" zu erscheinen?

  • Klar ist das eine gewichtige Ursache aber wieso laufen bei oben erwähnter Buchmesse so viele Besucher hin?

    Die Buchmesse hat es insofern traditionell einfacher, da sie die mit Abstand älteste und größte Buchmesse der Welt ist. Aber das alleine ist natürlich nicht ursächlich für den anhaltenden Erfolg.


    Einer der Gründe für den anhaltenden Erfolg dürfte sein, dass die Buchmesse auf ausgesprochen interessante und vielfältige Weise "Inhalte" präsentiert. Auf der Buchmesse kann man Autoren "erleben", es gibt massenweise Podiumsdiskussionen, Autorengespräche, Lesestunden. Die Buchmesse hat es geschafft, sich das Flair von kulturellem, inhaltlichem Austausch zu bewahren.
    Natürlich geht es den Verlagen bei der Buchmesse um Marketing, um Verkauf ... um das Business. Aber in weiten Teilen findet das Ganze eben in einer völlig anderen Atmosphäre statt als eine in überwiegenden Teilen auf technische Produktpräsentation degradierten Musikmesse. Kurz und knapp ... der musikalisch kulturelle Dialog fehlt nahezu völlig. Technik wird gefeiert, Musikalische Ideen, Ambitionen, Experiemente sind absolute Nebensache. Technische Errungenschaften sind wichtiger als der Austausch und Diskurs mit Künstlern.


    Wenn du auf der Musikmesse einen bekannten Künstler auf einem Stand entdeckst, dann ist er damit beschäftigt, dir ein technisches Produkt zu präsentieren ... und es wird die absolute Ausnahme bleiben, dass du in irgendeiner Form einen Einblick in die Welt des Künstlers bekommst. So entsteht kein spannender "Dialog" mit möglichem Mehrwert für beide Seiten.


    Stell dir vor, du gehst auf die Buchmesse und stellst fest, dass die Autoren dort nicht mehr ihre Bücher präsentieren und diskutieren, sondern die Stifte, Kulis, Textverarbeitungs-Software, Kameras (bei Autoren von Bildbänden oder Kalendern) ... usw. ... wie armselig wäre das, wenn alles auf die Werkzeuge fokussiert wäre. Diesen Spagat zwischen kulturellem Austausch und Business bekommt die Buchmesse wesentlich besser hin als es die Musikmesse schafft.
    Vielleicht liegt das an der allgemeinen Einschätzung, dass der produzierte Inhalt nicht mehr die Wertschätzung geniesst wie z.B. das neueste technische Gadget, das sich im Zweifel einfacher verkaufen lässt als die kreativen Anwendungen durch Künstler.


    Als letzten Absatz in meinem Roman noch eine kleine persönliche Anmerkung:
    Ich bin schrecklich wenig daran interessiert wie sich die Firma Fender die gefühlt 500. Variante der Idee "Stratocaster" vorstellt. Meine potentielle Identifikation mit einer Marke erfolgt nicht über deren Produktsortiment bzw. Produktneuerungen. Meine Identifikation bzw. Bindung zu einem Hersteller erfolgt vorrangig über die Musik die mit den entsprechenden Instrumenten, Effekten, Aufnahmegeräten produziert wird. Die Künstler stehen für mich absolut an Platz 1. Wenn ich den Sound, die Kompositionen und auch die Bühnenpersönlichkeit von Tommy Emmanuel liebe, dann kommt mir durchaus mal in den Sinn, dass ich auch gerne eine Maton Gitarre hätte. Auch wenn mich das kein Stück näher an sein unfassbares Können bringt. Aber es ist die Musik und seine Ausstrahlung, die mich seinem Instrument näher bringt ... nicht eine technische Featureliste und nicht eine beeindruckend gestaltete Showroom-Wand auf einer Messe.


    Sorry für den langen Text, ich hoffe, ihr überlebt es :)
    Martin

  • Stimmt alles.


    Aber Ich denke Wir müssen zugeben das Rockmusik nicht mehr so "populär" ist wie sie es noch bis ende des letzten Jahrzehnts war.So wie Jazz und dann später Blues eher in "bestimmten Kreisen" anzutreffen war und nicht mehr so sehr(hier rede Ich speziell vom Blues) Teil der Populär-Musik waren so ist jetzt die "Rockmusik" an sich an der Reihe als Teil der "Jugendkultur" weitgehend hinter HipHop,seichter Popmusik(also R&B und sonstiges..) und "neuer" eher "moderner" Rockmusik in den sogenannten "Underground" zu verschwinden.Rockmusik heute nutzt die "Errungenschaften" der neuen Technologie.Ist also wesentlich basslastiger,extremer,ganz anders gemastert(direkter,lauter und "brutaler") und hat nicht mehr viel mit dem romantisch-rebellischen Ding zu tun aus dem der "RocknRoll" doch eigentlich entstanden ist.


    Die Frage ist jetzt ob das einfach eine logische Entwicklung ist oder ob die Musikwelt (Musiker,"Industrie" und natürlich die "Konsumenten" ) dies zugelassen haben obwohl "man" das so nicht wollte.


    Aber gerade die Rockmusik mit der Wir alle wohl eher die Zeit zwischen den späten 50ern und den späten 80ern verbinden existiert so nun schon seit den mitte-90ern nicht mehr.Und es ist eine Musik die "Helden der Revolution" (nicht der Arbeit..) braucht.Musiker die neues wagen,wütend und doch gleichzeitig "romantisch" sind und dies über Musik ausdrücken.Virtuosität spielt eine Rolle,Leidenschaft vor allen Dingen auf dem Instrument..


    Und genau da kommt wenig (bis nichts) nach..


    Es ist toll das es noch Kids gibt die mit sehr viel Disziplin die schwierigsten Soli aus der goldenen Ära der Rockmusik nachspielen aber wer will DAS!!! in Form von Youtubes sehen in denen Kids in Socken mit ihrer Custom-made Kiesel vor der PC-Kamera hocken?


    Da ist es doch viel cooler und vor allen Dingen einfacher Gangsta/HipHop zu machen.Da reicht ein Smartphone,die eigene Sprech-Stimme,´nen Loop aus dem Internet und eine leere Fabrikhalle als Background...und deswegen machen die meisten Kids eben genau das.Und die wenigsten lernen ein richtiges Instrument.Oder "empirischer" formuliert:


    Die meisten Kids machen vor allen Dingen Gangsta/HipHop
    Dann kommen die "DJs" oder wie auch immer die sich jetzt nennen.Also Elektronische Musik.
    Dann hast Du die Kids die sich eine Akoustik zulegen um zu schrammeln.
    Dann hast Du die Kids die klassische Instrumente erlernen..


    Erst dann folgen (anteilsmäßig am ganzen Kuchen) die Kids die Bock darauf haben Schlagzeug,E-Gitarre oder Bass zu erlernen und eventuell nach anderen Kids ausschau halten um eventuell eine Band zu gründen..von dieser Gruppe machen die Meisten auch noch irgendeine Form von "Hardcore" oder anderer "aktueller" Metalmucke.


    Wieviele bleiben übrig die schon mal was von Hendrix,Beck oder Clapton gehört haben geschweige denn sich daran machen diesen "Spirit" zu folgen?Gibt es aber wer kann das mit dem vergleichen was wir in den 70ern,80ern und vielleicht noch 90ern hatten?


    Und dann wundern sich alle das Fender,Gibson und Marshall noch nicht einmal mehr die Notwendigkeit verspüren auf der einst größten Musikmesse in Europa aufzulaufen?Mal davon ab das sogar so Firmen wie Gibson kurz vor der Insolvenz stehen und Fender fast nur noch Kohle mit den Custom-Modellen macht die von den ganzen ehemaligen (und jetzigen bald-in-Rente-Ärzten & Anwälten) gekauft werden weil die sich sonst niemand lleisten kann.Ich hoffe inständig das dies nur meine rein persönlichen,pessimistischen Zustandsbeschreibungen sind und das alles nicht tatsächlich so ist.


    Auch von Mir sorry für den langen Post und dopplet sorry für OT.

  • Nikos, danke für den Post. Ich bilde mir ein, dass ich sehr gut verstehe woher die etwas pessimistische Grundstimmung kommt. Ich bin ja auch nicht frei von einer ordentlichen Portion Pessimismus. Aber ich vermute einfach mal, dass ich ihn anders einordne. :)


    Es war in meiner Jugend auch nicht so, dass jede Stadt und jeder Ort nur so gebrummt hat vor musikalischer Kreativität. Es gab schon immer die Vielen, die am Lagerfeuer 3 Akkorde schrammeln konnten und die Wenigen, die tatsächlich eine Band auf die Beine gestellt haben und ihre wie auch immer gearteten musikalischen Ausdrucksformen gepflegt haben. Ungeachtet der Tatsache, dass die überwältigende Mehrheit der Mitmenschen sowieso völlig unmusikalisch war und Musikdarbietungen höchstens als musikalische Untermalung des Bierkonsums verstanden haben. :D


    So gesehen gibt es vielleicht heute sogar mehr Mitmenschen, die im Bereich Musik herumdilettieren. Wie du schon erwähnt hast, so ein beliebiger und uninspirierter HipHop-Beat ist schnell mal zurechtgezimmert. Ein paar ausdrucksstarke Worthülsen dazu und schon hat der Täter das Gefühl, dass er mitmischen kann im Musikzirkus. Hab ich damit ein Problem? Nein! Sollen sie ihren Spaß haben und den flüchtigen Ruhm im Freundeskreis geniessen. Jeder darf sich musikalisch so ausdrücken wie er/sie will und wie er/sie kann. Die wilde Horde 15-jähriger Pseudo-Punks, die Ende der 70er Jahre im örtlichen Jugendzentrum Lärm und Randale auf der improvisiereten Bühne zum Vortrag brachte war kein Stück besser oder schlechter, wie ich finde.


    Ich persönlich finde es gut und spannend dass eben unterschiedliche Menschen auch unterschiedlich musikalisch sozialisiert sein können. Schau dich einfach mal ein wenig bewusst in kulturell völlig anders geprägten Ländern um. Es gibt so viele Facetten und Farben von Musik rund um den Globus, bis heute und sicherlich noch viele viele Generationen nach uns. Wir müssen nicht alle den Ikonen Clapton, Hendrix, Page, Beck, usw. zu Füßen liegen. Natürlich haben viele dieser Ikonen mittlerweile mehrere Generationen von Kids mit beeinflusst. Ist ja auch schwer, sie völlig zu ignorieren. Aber sind die wirklich die Gralshüter der "guten" Musik? Ich glaube, dass die für den individuellen Musiker wichtigen Künstler und Vorbilder die sind, die ihnen im richtigen Moment das richtige mitgeteilt haben. Und da ist es völlig irrelevant ob das Linkin' Park, RHCP, Nirvana, Ed Sheeran, Metallica, Dream Theater oder Eminem waren oder vielleicht sogar vermeintlich "kleine" Künstler wie Sol Heilo oder Tina Dico oder ein Henrik Freischlader.


    Jede Reise fängt irgendwo an und jede Reise hört irgendwann irgendwo auf. Manche reisen im Laufe ihres Lebens sehr viel und weit, manche vielleicht nur kurz aber heftig. Wichtig ist nur, dass einem seine Reisen (in die Musik und durch die Musik) etwas sagen, etwas geben. Und damit sind wir wieder bei dem Punkt, dass Musik für die, denen sie etwas bedeutet eben kein "Produkt" ist, sondern Lebenseinstellung, Lebensgefühl, ein ganz bestimmter Ausdruck passend zu den individuellen Umständen.


    Schwierig wird es dann (und hier setzt mein Pessimismus wieder ein), wenn plötzlich die Gerätschaften (z.B. Gitarren, Amps, Effektgeräte, ...) für das eigene Selbstwertgefühl und den vermeintlichen Status in einer Gruppe wichtiger werden als das was hinten rauskommen sollte. Mir ist ein talentierter und ausdrucksstarker Jung-Gitarrist mit einer Squier Vintage Vibe und einem Fender Mustang erstmal willkommener als ein Jung-Gitarrist, dem ich erstmal helfen muss, sein monströses Pedalboard und das teure Friedman Half Stack aus Papas SUV zu wuchten, während er seine "heilige" Music Man JP Majesty unfallfrei ins Studio bugsiert.


    Wenn die Musikmesse es schaffen würde, sich auf den Kern, die Musik und das aktive Machen (Gestalten) und Entdecken von Musik zu konzentrieren, dann würde auch das ganze Drumrum mit Produkten wieder mehr Sinn machen. Ich sehe nicht, dass das passieren wird.

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    Ich gebe Dir wieder bei allem was Du sagst recht aber Ich denke das Thema ist komplex..sehr sogar..


    Klar definiert sich zukünftige Rockmusik nicht alleine über Hendrix & die Beatles.Genau so wenig wie sich zeitgenössische oder zukünftige "klassische Musik" nur und einzig und alleine über Mozart & Beethoven definieren läßt.


    Aber laß uns ehrlich sein.Es ist kaum möglich einen jungen Menschen zur klassischen Musik zu bringen ohne diese Jungs.Genau so wenig wird ein junger Mensch sich vom Jazz "vereinnahmen" lassen wenn Er nicht Coltrane und Charlie Parker hört.."möglich" ist das vielleicht aber Du verstehst natürlich worauf Ich hinaus will.Das real book ist heute mehr Standart denn je...
    Oder Blues ohne Muddy Waters?Funk ohne James Brown?Klar "geht das" aber wie klingt das dann? :/


    Rockmusik hat einen bestimmten "Spirit".Zu diesem Spirit gehören bestimmte Musiker die diese Musik,diese "Geisteshaltung",diese historisch gesehen einmalige "Jugendbewegung" (und das im wahrsten Sinne des Wortes) in der Entstehung maßgeblich beeinflußt haben.


    Gehe Ich noch weiter wird es "politisch" und das möchte Ich auf gar keinen Fall.


    Aber zum Ende hin steht ganz klar meine These:Ohne Chuck Berry,Elvis,Hendrix,ohne die Stones,Beatles,Clapton..und alle anderen..gibt es keine elektrische Gitarre.Und alle diese Namen brauchen Nachfolger.Sonst stirbt "der Sound".Was Ich sehe ist im besten Fall in der Tat ein "Nischendasein" so wie es eben mit dem Blues der Fall ist.Es gibt ja in der Tat noch genug Kids die sich von Hendrix & co faszinieren lassen.Und das wird wohl auch so bleiben.

  • Ich geb mir Mühe mich kürzer zu fassen und greife mir nur mal dein Jazz-Beispiel weil ich da aus ganz eigener Erfahrung berichten kann.


    Es gibt da einen Gitarristen der auf den klangvollen Namen "Guthrie Govan" hört. Der Bursche war zweimal in Kathmandu in etwas größerem Abstand. Bei seinem ersten Besuch hat er einen Workshop veranstaltet, dem rund 300-400 Menschen dicht gedrängt auf dem Boden sitzend absolut andächtig gelauscht haben. Die Kids haben ihm an den Lippen und Fingern gehangen, anders kann ich es nicht ausdrücken. Ich würde mal wagen, dass nicht einer von den Zuhörern (mich mal ausgenommen) jemals von Charlie Parker oder John Coltrane gehört hat. Viele vermutlich bis heute nicht.


    Aber was Guthrie in diesen rund 2-2.5 Stunden Workshop für den Jazz getan hat, das glaubt man kaum wenn man es nicht selbst erlebt hat. Die Rasselbande kam in Scharen weil er ein Gitarren-Flitzefinger ist und weil er mit "progressive" Kram in Verbindung gebracht wird, der ja auf unterschiedlichsten Ebenen sehr populär ist. Lange Rede kurzer Sinn, im Nachlauf zu dieser großartigen Veranstaltung haben sich plötzlich unglaublich viele für Jazz, Jazz-Akkorde, modale Tonleitern und deren Kombination interessiert.
    Warum? Weil Guthrie Govan "ihre Sprache" gesprochen hat, sie "zuhause" abgeholt hat und sie auf eine spannende Reise mitgenommen hat.


    Und genauso wird es auch vielen vielen Kids heute gehen, die ziemlich ohne Clapton, Hendrix und Page an die Rockmusik rangehen aber möglicherweise irgendwann auf Umwegen dort ankommen. Es bringt nichts zu sagen: Du musst Clapton oder Muddy Waters hören. Nein, müssen sie nicht. Sie dürfen Tyler Bryant & The Shakedown hören oder Reignwolf und wenn sie davon beeindruckt sind, dann wird sie die Reise irgendwann auch zu den Ursprüngen führen. :)

  • Ich weiß das meine Posts beizeiten ein wenig dogmatisch durchtränkt wirken aber Ich meine es nie wirklich so.Mir geht es eben oft nur darum das klargestellt wird das Musik eben doch an "ganz bestimmte Regeln" gebunden ist.Und man kann nun mal nicht die Regeln brechen die man nicht kennt.Unmöglich.Am Ende ist es Respekt.Musik braucht genau so Respekt wie ein Mensch.Es geht um unsere "Beziehung" zur Musik und das wir sie nicht "schlecht behandeln"..


    Na wie auch immer.Wie Du sagst ist es die Hauptsache das "die Reise" gemacht wird.In der Tat wird das Ziel früher oder später erreicht.Das ist ja auch wirklich das schöne an "guter Musik"..


    Apropos Reise,Ziel etc..Irgend wann mal wenn Du Zeit hast mußt Du von deinen Reiseerfahrungen "vom Dach der Welt" erzählen.Mich interessiert vor allen Dingen die musikalische Seite des Trips.


    Gruß

  • Ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass das Interesse an Rockmusik bei Jugendlichen stark am Erlahmen ist. Ich sehe allerdings, dass das Rebellische und der Drang, seine Talente von sich aus auszuschöpfen, zurückgeht. Klingt seltsam, aber ich versuche mal, es zu erklären.
    Ich arbeite als Lehrer an einem Gymnasium im Speckgürtel Frankfurts und habe vor einigen Jahren an meiner Schule eine Schulband gegründet. In diesem Jahr haben wir 23 Schüler, die sich mit mir die Mittwochnachmittage um die Ohren schlagen, bei Gigs Auf- und Abbauen usw. Allen gemeinsam ist die Liebe zur handgemachten Musik, viele der Kids hören Rock, teilweise von den 70ern bis heute, wobei Acts wie Linkin Park und Rise Against hoch im Kurs stehen. Sie können sich über Youtubevideos und Tabs (und gegenseitiger Hilfe) vorbereiten und wissen auch, worauf es dabei ankommt, zumindest die Großen. Diejenigen, die in der 9. Klasse dazukommen, müssen das erst lernen, werden aber dabei von den Großen unterstützt. Coole Sache, für mich vom Sozialverhalten ganz großes Tennis. Ich bin richtig stolz und voll des Lobes für meine postpubertären Musiker.
    Fachlich gesehen können sie gut reproduzieren, kreativ mit Musik umgehen fällt ihnen dagegen sehr schwer. Ob es das "gegen den Strich" interpretieren eines Stückes oder das Schreiben von Songs geht, beides ist schwierig für die Kids. Da ist - so ist mein Eindruck - ganz viel Schere im Kopf, wenig Bereitschaft und auch Selbstbewusstsein (welches an anderen Stellen definitiv vorhanden ist), eine Idee zu verfolgen, schon das Denken dieser Idee ist problematisch (schon mal da gewesen, was wenn sie doch ka*** ist, Linkin Park können das besser usw.).Jenseits von der Frage, wie man sie dabei stützen kann, zeigt mir das aber, dass ich damals als Fünfzehnjähriger viel unbedarfter und weniger verkrampft an Sachen wie Komposition, Texten und Arrangement herangegangen bin, ebenso wie viele meiner damaligen Freunde und Musikerkollegen. Auch wenn die Stücke die ich damals geschrieben und sogar auf die Bühne gebracht habe, retrospektiv betrachtet nahe am Tatbestand der Körperverletzung waren, ich hatte Spaß, es war eine riesige Spielwiese, die für meine Kids eher wie eine Art Folterkammer anmutet.
    Woher kommt das? Ich glaube, dafür gibt es mehrere Gründe:

    • Wir mussten uns Sachen raushören und haben sie dadurch verarbeitet und als Inspiration wahrgenommen und verarbeitet. Passagen, die man technisch nicht auf die Kette bekam, hat man mit einem charmanten Lächeln irgendwie "umschifft" - meine Güte habe ich damals bei dem Solo von Jump gepfuscht. Aber es hat funktioniert - irgendwie. Heute guckt man sich bei Youtube ein Tutorial an und arbeitet so lange daran, dass man das auch kann, bis es entweder klappt oder man aufgibt.
    • Die Erwartungshaltungen scheinen mir aus heutiger Sicht damals nicht so hoch zu sein wie heute, sowohl was den Sound als auch was den "Professionalitätsgrad" eines eigenen Stücks angeht. Die Kultur von Livegigs war irgendwie anders, ohne das jetzt irgendwie in nachvollziehbare Worte kleiden zu können.
    • Die Mehrheit der Bands hat selbst komponiert und eigene Sachen gespielt. Heute wird vorrangig gecovert. Dadurch köchelt natürlich alles im eigenen Saft.

    Die Folge: es kommen weniger "Bauchmusiker" nach, weniger Rebellen, weniger charmante Dilletanten (zumindest anfangs), die sich eine Fanbase erarbeiten, weil sie einfach sie selbst sind. Die Auswirkungen auf die Musikmesse und "das Business" kann man weiter oben nachdenken und im Radio hören.
    Sorry für den langen Text, sind nur meine fuffzich Pfennich...

  • Aber Ich denke Wir müssen zugeben das Rockmusik nicht mehr so "populär" ist wie sie es noch bis ende des letzten Jahrzehnts war.

    Das sehe ich anders.
    Ich glaube dass Musik ganz allgemein zu einem Wegwerfprodukt verkommen ist. Nach dem Motto: Was ich vor zwei Jahren gehört habe weiß ich nicht mehr. Ist aber auch egal.

    Die Billigproduktionen mit Verblödungsprodukten sind technisch gut produziert. Leider ist der Konsument in der Masse nicht in der Lage zwischen gemachter und synthetischer Musik zu unterscheiden. Selbst in den 70ern hatten die Rocker Respekt vor der Klassik. Heute ist alles irgendwie egal.
    Analog dazu läuft im TV "Verklag mich doch du alte Sau", "Meine Nachbarin ist 'ne Schlampe" oder "Beklau mich nich, oder ich hol die Pollezei" der Durchnittsverbraucher hält das für Reality TV. Weshalb sollte es der Musik also anders gehen?


    Ich sehe ganz allgemein einen Verfall an Qualität und Leidenschaft durch die Gesellschaften hindurch.

  • Das sehe ich anders.Ich glaube dass Musik ganz allgemein zu einem Wegwerfprodukt verkommen ist. Nach dem Motto: Was ich vor zwei Jahren gehört habe weiß ich nicht mehr. Ist aber auch egal.

    Die Billigproduktionen mit Verblödungsprodukten sind technisch gut produziert. Leider ist der Konsument in der Masse nicht in der Lage zwischen gemachter und synthetischer Musik zu unterscheiden. Selbst in den 70ern hatten die Rocker Respekt vor der Klassik. Heute ist alles irgendwie egal.
    Analog dazu läuft im TV "Verklag mich doch du alte Sau", "Meine Nachbarin ist 'ne Schlampe" oder "Beklau mich nich, oder ich hol die Pollezei" der Durchnittsverbraucher hält das für Reality TV. Weshalb sollte es der Musik also anders gehen?


    Ich sehe ganz allgemein einen Verfall an Qualität und Leidenschaft durch die Gesellschaften hindurch.

    Leider ist es genau so.

  • Ich denke, die Leidenschaft ist grundsätzlich da, sie hat sich nur verlagert. Als ich angefangen hatte, bestand das Ziel daraus, selbst kreativ zu sein und eigenes zu erschaffen. Heute scheint sie mir eher darin zu liegen, möglichst gut zu reproduzieren, auch um bloß nicht anzuecken.Und dieses "es so machen wie alle" zieht sich durch alle Bereiche. Vielleicht sollte ich bei der nächsten Projektwoche mal einen Kompositionsworkshop für Rock und Pop anbieten...

  • Um dem Ganzen mal ein wenig auf den Grund zu gehen: Der größte Deutsche Vertrieb zahlte vor 2 Jahren für den Stand ca. € 600.000. Soweit ich mich an das Gespräch erinnere ist das nur die Standmiete. Das ist der Grund warum es immer mehr Hausmessen (Ibanez) gibt. Also erst mal ein selbstgemachtes Problem. Die Standkosten führen dazu, daß sich kleinere Hersteller dort nicht mehr präsentieren können oder wollen und das Interesse der Besucher erlahmt. Am Ende schränkt das auch das Angebot generell ein.


    Kurz zum Handel: Ich mache das zwischenzeitlich andersrum: Ich schau im Netz und kauf beim regionalen Händler. Den besten Preis kann er immer halten. Wie heißt das so schön: " Bestell halt nicht im Netz, wenn Du nicht willst das der Handel vor Ort ausstirbt"