Ich benutze live sowohl Teles und Strats mit SC's als auch gerne mal eine Les Paul Junior mit P90.
Meine Rigs ändere ich dafür kein bißchen.
Wenn ich eine andere Gitarre benutze, will ich auch, daß es anders klingt.
Ich verstehe was Du meinst, teile es mittlerweile aber nicht mehr. Vor zwei Jahren noch habe ich da auch anders gedacht. Das ist aber für mich mittlerweile definitiv Geschichte.
Wenn ich beispielsweise meinen Ölofen, die Gibson Les Paul Standard anwerfe, dann haut die mir so matschig und mülmig nach unten ab, dass der Sound einem echt jede Regung nimmt. Jetzt kann man sagen "was kaufste Dir auch da für einen total überbewerteten Kack, dass weiß doch jeder". Gut, aber nun isses so.
Jedenfalls muss ich sagen, dass mir beim Lead es immer wichtiger wird (evtl. weil es der Kemper auch im Detail zulässt) starkt in den hohen Mitten und den tiefen Höhen zu sein. Bringt der Ölofen einfach nicht.
So, jetzt kann man wählen:
1.) Alles richtet sich nach Gibson Les Paul Standard und das Teil ist das Maß aller Dinge.
2.) Oder man verscherbelt den Eimer wieder, weil man lieber die 60 Standard-Rigs behalten möchte.
3.) Oder man denkt einfach ganz anders und schnitzt sich ein neues Konzept, weil es nicht sein kann dass sich alle Rennpferde nach dem Kaltblüter richten.
Ich habe mich für 3. entschieden. Fakt ist bei mir, dass sogar meine Hollowbody für 450 €uronen die Les Paul Std. zumindest in den Studio-Sounds komplett an die Wand spielt. Die Palette von Tiefen bis kristallklaren Höhen sind vergleichsweise unglaublich. Und wenn ich meine Singlecoil anschließe und in den Gibson-Gefilden spiele, fliegt mir in den Höhen schmerzhaft das Blech raus. Das wird dann sogar unerträglich.
Daher war meine Entscheidung mir auf Basis der vorhandenen Rigs Wege zu suchen, die allen Gitarren gerecht wird. Die Les Paul ziehe ich in den Höhen hoch bis der Arzt kommt und kriegt 'ne Kelle Presence noch oben draufgeklatscht. Und die Ibanez RC330 BSP nehme ich in den Spitzen runter. Das Schöne: Beide haben ihre eigene Charakteristik, ich finde die Gibson LPS mittlerweile sogar besser, weil ich den Presence schön hochdrücken kann, was sie jetzt differenzierter macht. Genau dort regle ich die Roardcore runter. Dadurch kommen ihre tiefen Höhen nun viel deutlicher zum Ausdruck, wo eben auch ihre Stärken zu finden sind. Und zusätzlich kann ich bei Funky-Sachen auch in den Tiefen Noten und Stellung Rhythm eine kristallene Brillianz erzeugen, ohne dass unten herum in den Bässen und tiefen Mitten irgendwas matscht und brummt. Ich habe daran mittlerweile großes Gefallen gefunden, weil ich finde, dass jede Gitarre dadurch erheblich besser geworden ist und für mich nun alle akzeptabel sind. Selbst eine Burny, die ich im Normalfall bei Volumen 2,5 (!!!) spiele, die eine Katze, nein ein Leopard ist, den du kaum halten kannst über 6, klingt nun auf 10 durchaus noch differenziert, ohne zu fisseln oder der Dynamik beraubt zu sein. Im Gegenteil.
Ich verstehe Deinen Ansatz sehr gut. Und es ist die traditionelle Sichtweise. Marshall Power an, Standby drücken, Gitte einstellen, rrrrreng, geht. Past für alles. Ist vor allem einfach, wenn man so weitermacht. Aber der Kemper bietet einfach mehr. Das kann man nutzen, finde ich. Hier sind ja sogar einige der Meinung, dass selbst mein Vorgehen zu grobschlächtig ist. Deren Gedanken kann ich auch nachvollziehen, wenn sie sogar jeden Rig für jede Gitarre nachbearbeiten. Da habe ich aber keinen Bock drauf. Und auch zu viele Rigs.
Vielleicht sieht man das auch anders, wenn man vorwiegend live am Start ist. Kann sein. Da schluckt sich eh vieles weg. Das ist aber bei mir aktuell weniger der Fall. Und ich bin derzeit einfach davon fasziniert, was heute alles möglich ist, wo man noch vor 5-10 Jahren ein Vermögen investieren musste, um wenigstens einen halbwegs individuellen Sound hinzukriegen. Heute habe ich davon 12 mit 5 Varianten mal 5 Stomps. Ich habe total Bock das alles bis ins Detail zu nutzen. Auch für die verschiedenen 6 Charakteristiken meiner Gitarren, die das alles noch mal potenzieren, denen ich teilweise noch Ungeahntes rauskitzeln kann. Das war vorher so nur mit größtem Aufwand möglich.
Könnte jetzt noch mehr schreiben, wie: Vergleicht mal die Rigs von 2011 zu denen von 2016. Wieviel klarer und differenzierter alles geworden ist. Es scheint also sowas wie eine allgemeine Veränderung im Hör- und Spielverhalten aus den Möglichkeiten zu resultieren. Nur mal diesen Gedanken angerissen...