Wenn die Möglichkeit besteht und am Pult genügend Kanäle frei sind, dann unbedingt den Kemper Stereo fahren. Hier geht dann erst so richtig die Sonne auf.
Würde ich nicht so absolut im Raum stehen lassen ("unbedingt") - wie viele Gigs werden denn wirklich (sinnvoll) in Stereo gefahren? Oft gibt's die Location gar nicht her, dass wirklich genug Leute im Publikum ein vernünftiges Stereobild haben. In der Praxis sehe ich den größeren Teil der Gigs entweder in Mono gefahren oder Stereo rein genutzt, um die Instrumente analog ihrer räumlichen Plazierung auf der Bühne anzuordnen. Insgesamt empfiehlt es sich wirklich, sein Setup auf jeden Fall mono-kompatibel aufzusetzen.
Ich weiß, dass Gitarristen fast immer ihr Offenbarungs-Erlebnis haben, wenn sie sich in Stereo hören (gerade mit viel Chorus, Delay, Reverb) - im Mix der Band sieht das meistens fürs Publikum und den Soundtech aber ganz anders aus; da geht's eher drum, einen knackigen Mix hinzubekommen, in dem nicht alles durcheinandermulft und -wabert. Ausnahme: wenn die Band nur aus Drums, Bass und einer Gitarre besteht, dann würde ich mal eine Ausnahme machen - da kann es wirklich was bringen, die Gitarre stereo auszuspielen, um die Bühne etwas mehr zu füllen...
Als hauptamtlicher Keyboarder kenne ich den Stereo-Wahn ganz besonders gut - inzwischen bin ich bei praktisch allen Projekten ganz entspannt in Mono unterwegs, und es klingt im Saal auch richtig gut. Ich achte nur darauf, dass ich mixtechnisch nicht zu sehr an den Stereo-Rand geschoben werde - das macht dann doch die Waber-Flächen kaputt...
Mittlerweile nutze ich ich den Headphone out für mein In Ear, indem ich das Signal mit einem Y Kabel li/re splitte und sie als 2 separate Gitarrenmonitorsignale zum Mischpult schicke und nur diese 2 Kanäle fürs Monitoring nutze.
Also schickst Du tatsächlich 4 Kanäle ans Mischpult? Das würde ich als Tontech echt nicht mitmachen - außer Du bist vielleicht Steve Vai 😉
Kleine Idee: Du könntest Dir ja auch vom Mischpult einen Monitormix (ohne Gitarre) zum Kemper schicken lassen, den Du dann über Aux In einspeist und nur auf die Kopfhörer routest (also Aux In zum Main komplett herunterregeln). Dann kannst Du Dir Deinen In-Ear-mix zwischen Band und Kemper ganz einfach selber regeln und bekommst das "schöne" Kopfhörer-Signal mitsamt Space-Parameter. Dann sparst Du Dir den Umweg zum Mischpult und zurück.
Hängt halt daran, wie viele Aux-Wege Euer Mixer hat - wenn die Möglichkeit besteht, für Dich einen Monitor-Mix ohne Gitarre (oder mit relativ leiser Gitarre) auszuspielen, fände ich das die deutlich einfachere Lösung.
Und Du kannst für die typischen Feld-Wald-Wiesen-Gigs Dein Signal als Mono über den Main Out ans Pult schicken und trotzdem auf Deinen In-Ears die volle Stereo-Sonne genießen 😎 - und das Ganze nur mit zwei Kabeln - eins zum Pult, eins zurück!