Endlich klingt der Kemper wie gewünscht

  • Hallo zusammen,

    Ich bin neu hier im Forum, obwohl ich den Kemper bereits seit 2019 besitze und nutze.

    Wollte mal meine Erfahrung mitteilen, vielleicht hilft es jemanden weiter.

    Ich spiele seit 25 Jahren Gitarre und in all den Jahren hat sich einiges an Gitarren, Amps und Pedalen angesammelt.

    Trotz Kemper bin ich nach wie vor der Meinung das nichts einen Röhrenamp ersetzen kann, aber in den meisten Situationen viel zu laut, zu umständlich, viel zu schwer, und wartungsanfällig. Da ich hauptsächlich mit Band spiele kam aus oben genannten Gründen 2019 der Umstieg auf den Kemper. Mein erster Eindruck war, " Ok fürs erste nicht schlecht, aber wahnsinnig viele Einstellmöglichkeiten". Pandemiebedingt hatte ich ja fast 2 Jahre komplett Zeit, mich den Einstellmöglichkeiten zu widmen. 8o Viele Stunden soundtüffteln später und zig Euros leichter wegen vieler gekaufter Profiles, konnte ich den Kemper in 2022 das erste mal Live Einsetzen. Kein Vergleich zu früher, und ich geb Ihn auch nicht mehr her, aber so richtig zufrieden war ich bis dato nicht.

    Mir ist klar das ein Profile mit einer kompletten Aufnahme der Signalkette etwas anderes ist als der berüchtigte Amp in the room sound, jedoch sowohl über meine kleine PA zuhause, als auch über meine FRFR Box als auch über meine In Ears war ich nicht zufrieden. Viele Factory Presets waren leblos, dumpf, andere extrem schrill egal mit welcher Gitarre ( Ich Spiele Hauptsächlich Les Pauls mit EMGs). Die Einzigen Sounds mit denen ich so zufrieden war, waren High Gain sounds, da ich aber auch Clean, Crunch und Mid Gain Sounds benötige. habe ich mich mal auf die Suche begeben und mittlerweile bin ich vom Sound begeistert.

    Hier meine Vorgehensweis, vielleicht hilft es auch anderen Usern.


    1. Mein Eindruck ist der, dass der Kemper sehr sensibel auf das Eingangssignal reagiert. Meine Gitarren haben alle ziemlich heiße Pickups (EMGs) die alle, da aktiv, ziemlich nah an den Saiten waren. Das war bei vielen Röhrenamps von Vorteil für mich aber mit Überaschen stellte ich fest dass, das erhöhen des Saitenabstandes viel mehr Dynamik, und viel

    mehr Klarheit in den Sound brachte. Gain von den Pickups hat sich dabei nicht wirklich viel verändert.


    2. Der Parameter Clean Sense. Bei den EMGs musste ich runter regeln. Da sonst die Clean Sounds irgendwie zu stark comprimiert klangen. Steht jetzt bei -2.5.

    Der weitere Vorteil ist auch, dass bei zurückdrehen des Volume Potis die Lautstärke gleich bleibt und nicht merklich leiser wird.


    3. High Cut und Low Cut im Output Menu. Bisher hab ich maximal den Low Cut am Mischpult bei ca. 80Hz gesetzt. Aber erst seit dem ich im Kemper den Low Cut bei ca 80Hz und den Highcut bei 6,5kHz gestellt hab, klingen alle Factory Presets und auch die gekauften Rigs so wie in den Presentationsvideos. Am Mischpult ist der EQ flach. Egal ob Clean

    Crunch und Hi Gain alles klingt so wie's soll.


    Mit diesen 3 Punkten konnte ich den Live Sound über die PA für meinen Geschmack brauchbar machen. Änderungen an den Rigs nehme ich eigentlich nur an den Reglern Definition, Compression und Clarity vor. Und auch nur in kleinen Schritten. +- 2


    4. Wenn die Möglichkeit besteht und am Pult genügend Kanäle frei sind, dann unbedingt den Kemper Stereo fahren. Hier geht dann erst so richtig die Sonne auf.


    5 Da ich hauptsächlich mit In Ear spiele, war für mich der Sound über ein FRFR Cab nebensächlich, aber auch hier konnten die ersten 3 Punkte eine deutliche Verbesserung erzielen.

    Bei meiner Box habe ich lediglich die Bässe und Höhen im Output EQ um jeweils +1 erhöhen müssen.


    6 Ein Punkt blieb bisher immer noch offen, der Sound über meine In Ears. Es wollte einfach nicht wirklich nach Amp klingen. Bisher lebte ich halt mit dem Kompromiss, Ok hauptsache über die PA klingts gut. Mein Signal fürs in In Ear war wie folgt aufgebaut. Kemper Main Out -> Mischpult -> Mono Aux Weg -> Senneheiser IEM -> UE11.

    Die zündende Idee kam erst als ich die In Ears direkt am Headphone out Spaßeshalber getestet habe. Plötzlich klang alles irgendwie viel offener, und auch den "Amp in the room" Sound bekommt man mit dem Space Parameter, der bei mir bei 5 Steht, fast hin. Der Kopfhörerausgang am Kemper ist wirklich super. hätte nicht gedacht dass, das so einen riesen Unterschied macht. Mittlerweile nutze ich ich den Headphone out für mein In Ear, indem ich das Signal mit einem Y Kabel li/re splitte und sie als 2 separate Gitarrenmonitorsignale zum Mischpult schicke und nur diese 2 Kanäle fürs Monitoring nutze. Zusätzlich habe ich auf den beiden Kanälen noch einen EQ, der mir die

    UE11 etwas linearer macht, da Sie im Bass für die Gitarre manchmal doch Zuviel des Guten sind.


    Mittlerweile bin ich echt super zufrieden mit dem Sound.

    Ich weiß, ist für viele vielleicht zu aufwendig, oder das zu viele Kanäle am Pult die für Gitarre verballert werden, aber bei mir hats super funktioniert.

    Vielleicht hilfts jemanden bei seiner Soundsuche.

  • Wenn die Möglichkeit besteht und am Pult genügend Kanäle frei sind, dann unbedingt den Kemper Stereo fahren. Hier geht dann erst so richtig die Sonne auf.

    Würde ich nicht so absolut im Raum stehen lassen ("unbedingt") - wie viele Gigs werden denn wirklich (sinnvoll) in Stereo gefahren? Oft gibt's die Location gar nicht her, dass wirklich genug Leute im Publikum ein vernünftiges Stereobild haben. In der Praxis sehe ich den größeren Teil der Gigs entweder in Mono gefahren oder Stereo rein genutzt, um die Instrumente analog ihrer räumlichen Plazierung auf der Bühne anzuordnen. Insgesamt empfiehlt es sich wirklich, sein Setup auf jeden Fall mono-kompatibel aufzusetzen.


    Ich weiß, dass Gitarristen fast immer ihr Offenbarungs-Erlebnis haben, wenn sie sich in Stereo hören (gerade mit viel Chorus, Delay, Reverb) - im Mix der Band sieht das meistens fürs Publikum und den Soundtech aber ganz anders aus; da geht's eher drum, einen knackigen Mix hinzubekommen, in dem nicht alles durcheinandermulft und -wabert. Ausnahme: wenn die Band nur aus Drums, Bass und einer Gitarre besteht, dann würde ich mal eine Ausnahme machen - da kann es wirklich was bringen, die Gitarre stereo auszuspielen, um die Bühne etwas mehr zu füllen...


    Als hauptamtlicher Keyboarder kenne ich den Stereo-Wahn ganz besonders gut - inzwischen bin ich bei praktisch allen Projekten ganz entspannt in Mono unterwegs, und es klingt im Saal auch richtig gut. Ich achte nur darauf, dass ich mixtechnisch nicht zu sehr an den Stereo-Rand geschoben werde - das macht dann doch die Waber-Flächen kaputt...


    Mittlerweile nutze ich ich den Headphone out für mein In Ear, indem ich das Signal mit einem Y Kabel li/re splitte und sie als 2 separate Gitarrenmonitorsignale zum Mischpult schicke und nur diese 2 Kanäle fürs Monitoring nutze.

    Also schickst Du tatsächlich 4 Kanäle ans Mischpult? Das würde ich als Tontech echt nicht mitmachen - außer Du bist vielleicht Steve Vai 😉


    Kleine Idee: Du könntest Dir ja auch vom Mischpult einen Monitormix (ohne Gitarre) zum Kemper schicken lassen, den Du dann über Aux In einspeist und nur auf die Kopfhörer routest (also Aux In zum Main komplett herunterregeln). Dann kannst Du Dir Deinen In-Ear-mix zwischen Band und Kemper ganz einfach selber regeln und bekommst das "schöne" Kopfhörer-Signal mitsamt Space-Parameter. Dann sparst Du Dir den Umweg zum Mischpult und zurück.


    Hängt halt daran, wie viele Aux-Wege Euer Mixer hat - wenn die Möglichkeit besteht, für Dich einen Monitor-Mix ohne Gitarre (oder mit relativ leiser Gitarre) auszuspielen, fände ich das die deutlich einfachere Lösung.


    Und Du kannst für die typischen Feld-Wald-Wiesen-Gigs Dein Signal als Mono über den Main Out ans Pult schicken und trotzdem auf Deinen In-Ears die volle Stereo-Sonne genießen 😎 - und das Ganze nur mit zwei Kabeln - eins zum Pult, eins zurück!

  • 2. Der Parameter Clean Sense. Bei den EMGs musste ich runter regeln. Da sonst die Clean Sounds irgendwie zu stark comprimiert klangen. Steht jetzt bei -2.5.

    Wie sieht die DI-Spur bei dir mit EMGs aus? Bei mir durch die Bank alles weggeclippt, selbst mit Clean Sense komplett im Minus.

  • Ich weiß, dass Gitarristen fast immer ihr Offenbarungs-Erlebnis haben, wenn sie sich in Stereo hören (gerade mit viel Chorus, Delay, Reverb) - im Mix der Band sieht das meistens fürs Publikum und den Soundtech aber ganz anders aus; da geht's eher drum, einen knackigen Mix hinzubekommen, in dem nicht alles durcheinandermulft und -wabert. Ausnahme: wenn die Band nur aus Drums, Bass und einer Gitarre besteht, dann würde ich mal eine Ausnahme machen - da kann es wirklich was bringen, die Gitarre stereo auszuspielen, um die Bühne etwas mehr zu füllen...

    Bei meiner eigenen Band trifft genau das zu. ^^ Drums, Bass und Gitarre, und genau aus dem Grund wollt ich das mal Stereo auszuprobieren um mehr platz in der Mitte zu schaffen und um das ganze mehr zu füllen. Hier funktionierts super. Da das Mischpult in diesem Fall auch meins ist und eine Digitalkonsole ist, hab ich den Luxus genügend Ein- und Ausgänge zu haben.

    Bei der anderen Band in der ich Spiele, in der auch eine 2 Gitarre und Keyboard dabei ist, gebe ich dir recht da bleibt die Gitarre weiterhin Mono sonst wird's Zuviel des Guten, und ich kann auch nicht das ganze Pult mit Gitarrenkanälen belegen. :)


    Steve Vai bin ich ganz bestimmt nicht :P, aber dein Tipp mit dem Aux in werde auf jeden Fall ausprobieren. Danke für den Tipp

  • Wie sieht die DI-Spur bei dir mit EMGs aus? Bei mir durch die Bank alles weggeclippt, selbst mit Clean Sense komplett im Minus.

    Das sind die EMGs, es ist bauartbedingt. Das Clipping kannst du minimiren/eliminieren, indem du die Pickups von den Saiten weg bewegst. Siehe Punkt 1 in der liste von cschmucker

    • Official Post

    Wie sieht die DI-Spur bei dir mit EMGs aus? Bei mir durch die Bank alles weggeclippt, selbst mit Clean Sense komplett im Minus.

    EMG empfiehlt 18V zu benutzen um den headroom zu vergrößern:

    "WHAT IS THE MAX VOLTAGE I CAN SUPPLY TO MY EMG PICKUPS?

    27 volts is the highest voltage you can supply to your EMG circuit.

    EMG recommends 18V if you are a bass player, if you are using an accessory, if you would like to increase the headroom of your pickup or lastly, just for a longer battery life."

    https://www.emgpickups.com/emg-faq