Hi Leute,
Muß jetzt auch mal was zu dieser Diskussion beitragen...
Ich verstehe nicht so recht, wie Profile gut oder schlecht SEIN können. Sie können mMn. nur gut oder schlecht KLINGEN! Klar, wenn man jetzt unbedingt einen A/B-Vergleich zwischen dem Originalamp und dem fraglichen Profil zugrunde legt, mögen manche Profile wohl durchaus durchfallen (wobei man aber noch bedenken muß, daß die individuelle Klangeinstellung beim Profiling auch noch eine Rolle spielt und nicht unbedingt den persönlichen Geschmack trifft). Ich weiß natürlich auch, daß Kemper diese Authenitzität ja versprochen hat. Wenn man sich aber von dieser Vorstellung löst und einfach mal schaut, welches Profile einem persönlich klanglich gefällt bzw. seinen Soundvorstellungen nahekommt und das profilierte Ampmodell lediglich als Anhaltspunkt für den grundsätzlichen Klangcharakter ansieht, dann ist es doch völlig schei*egal, ob das nun ein profilierter "Mesa Boogie Mark Sonstwas" sein soll und ob das nun völlig authentisch nach Boogie klingt oder nicht. Hauptsache der Sound gefällt einem! Und zur Not kann man ja nach Herzenslust solange dran rumtweaken, bis es passt. Und wenn das auch nix hilft, dann sucht man sich halt ein anderes Profil!
Klar, daß der Stahlverbieger und alle Anderen, die irgendwelche sog. "Boutique-Amps" für viel Geld feilbieten (wollen) jetzt das große Fracksausen kriegen. Man muß sich dazu aber mal vor Augen führen, wovon diese ganze "Boutique"-Branche so lebt, nämlich von viel Vodoozauber und noch mehr von dem ganzen "Vintage"-Hype. Ich weiß wovon ich rede. Ich bin Techniker und durchaus in der Lage, mir einen Röhrenamp oder einen Bodenverzerrer komplett selber zu bauen und ich weiß auch, an welchen Schrauben man da drehen muß, um diesen oder jenen Sound zu bekommen. Auch habe ich in meinem Musikerleben schon einige Amps besessen, darunter mehrere Boogies, Marshalls und Fenders. Und ich sage: Die kochen auch nur alle mit Wasser! Dazu eine kleine Geschichte: Ich habe mal auf einer Session mit einem für regulär 9,90€ bei Thomann erstandenen Behringer Verzerrer "TO-100" gespielt. Dann kam der Besitzer des Amps, über den ich spielte, und erkundigte sich, was für einen phantastisch klingenden Zerrer ich da wohl hätte. Er hatte für 200€ einen original 70ger Jahre Ibanez TS 808 erstanden, den er aber für nochmal 100€ erst reparieren lassen musste. Ihr könnt Euch vorstellen, wie angepisst der war, als ich ihm erklärte, was das für ein Ding ist und was das gekostet hat...
Ich bin überzeugt, daß die ganze Diskussion hier völlig übertrieben ist, denn wer sich einen sündhaft teueren Boutiqueamp oder ein altes Vintage-Schätzchen anschafft, der tut dies idR. weil er das Original besitzen will und nicht eine wie auch immer geartete Kopie!
Ich habe mal auf YouTube einen Beitrag gesehen (leider finde ich den nicht mehr, kann also hier keinen Link anbieten), wo jemand versucht hat, nachzuweisen, daß ein Kemper Profile nicht 100% authentisch ist, indem er ein Profile anfertigte (und dabei alles falsch machte, was man so falsch machen kann...) und dann einen A/B-Vergleich mit einem Spectrum Analyzer durchführte. Klar, daß die Kurve nicht deckungsgleich ist! Das wäre sie schließlich auch nicht, wenn man einen Song von CD mit dem daraus erzeugten (hochwertigen) MP3 vergleichen würde! Wichtig ist doch, wie es in unseren Ohren KLINGT!
Ich habe langsam die Schnauze voll von diesen ganzen Vintage- Vodoo-Esoterikern ! Genau solche Leute kaufen auch irgendwelche "Heavy Relic"-Strats und bezahlen den doppelten Preis gegenüber dem Standardmodell dafür, daß jemand in der Fender-Fabrik die Gitarre mit einem Schlüsselbund u.ä. traktiert! Meinen die etwa, nur weil die Klampfe alt aussieht, klingt sie nun gleich besser? Ich glaube, das sind bestimmt die gleichen Leute, die sich auch "Erdstrahlenabweiser" in die Bude stellen und ihr Trinkwasser mit Kristallen zu verbessern glauben. Wer jedoch zu den Pragmatikern gehört, die, wohlgemerkt GUTES, digitales Amp-Modelling (also nicht Line6 und Co. :D) im täglichen Musikerleben zu Schätzen gelernt haben, der kommt um den Kemper oder auch dem Axe-FX (ja, auch der ist klanglich OK) nicht herum!